Die Arbeit am Filmset
Dieser Artikel zeigt auf, wie es am Filmset zugeht. Zunächst wird dargestellt, was der Filmset eigentlich ist. Danach schauen wir, wie es an einem Filmset zugeht.
Was ist der Set?
Am Set wird gedreht, und zwar jeweils ein kleines Stück des Films. Das Wort „Set“ beschreibt also den Aufbau, den das Filmteam vor Ort vornimmt, damit die Szene eines Films überhaupt gespielt und gedreht werden kann. Es wird technisches Equipment aufgestellt, ebenso wie Möbel und die wichtigen Assescoires, z.B. die Vase, die der Gangster dem Bond-Girl über den Schädel zieht. Der Filmset wird also ausgestattet, ähnlich wie die Bühne eines Theaters vor der Aufführung. Da viel Zeit für den Aufbau und die Einrichtung des Equipments benötigt wird, müssen einzelne Beteiligte eines sehr oft tun: Warten. Es ist also Geduld gefragt. Freilich gibt es auch Sets, die nicht extra aufgebaut werden müssen: z.B. wenn eine Szene draußen im Wald oder im Garten spielt.
Ein Film besteht aus mehreren Szenen, die wiederum fasst immer aus mehreren Einstellungen bestehen. Beispiel aus einem Krimi: Der Kommissar trifft in einem Parkhaus überraschend auf den Gangster, und es kommt zur Auseinandersetzung. Diese Auseinandersetzung ist eine Szene, die im Film vielleicht 10 Sekunden, vielleicht auch eine Minute oder länger dauert. Je länger sie dauert, desto sinnvoller wird es, das Geschehen in mehrere Einstellungen aufzuteilen. Man sagt: „Die Szene wird aufgelöst in mehrere Einstellungen“. Das bedeutet, dass das vollständige Ereignis in dieser Szene nicht komplett am Stück aufgenommen wird, sondern in Einzelteilen gefilmt wird. Dabei werden meistens auch unterschiedliche Kamerapositionen, manchmal auch zwei Kameras (für Schuss und Gegenschuss) verwendet. Die Szene wird dadurch lebhafter und für den Zuschauer interessanter. Zudem ist es für die Schauspieler einfacher, nicht minutenlang nach Vorgabe des Drehbuchs agieren zu müssen, sondern nur für jeweils wenige Sekunden am Stück zu spielen.
Für gewöhnlich findet man Totalen vor (= gefilmt wird ein Überblick über das Geschenen), Halbnah-Aufnahmen (= die obere Körperhälfte einschließlich Frisuren, Hüte, Mützen von einer oder mehreren Personen werden gefilmt) und Nah-Aufnahmen (= gefilmt wird das Gesicht des Gangsters (sofern darin etwas Wesentliches zu sehen ist, z.B. Angst, Wut), oder ein wichtiges Teil der Szenerie, z.B. die Waffe im Holster des Kommissars).
Man sieht es schon: Es wird nicht der ganze Film auf einmal gedreht, sondern stückchenweise. Der Film wird in einzelne, kleinste Bestandteile aufgelöst. Diese Bestandteile werden separat nacheinander gedreht. Die Reihenfolge der Dreharbeiten zu diesen Bestandteilen ist übrigens nicht identisch mit der Reihenfolge, in der diese Bestandteile später im Film auftauchen. Aus Gründen der Witschaftlichkeit (= nur einmaliges Aufbauen eines bestimmten Filmsets) wird das Filmteam alle Szenen, die an einem Ort, z.B. im Büro des Kommissars, spielen, am Stück drehen. Später werden die aufgenommenen Szenen im Film dann an die Stellen eingefügt, wo sie hingehören.
Beispiel: In jedem Krimi werden Szenen im Büro des Kommissars mehrmals benötigt. Da das Aufbauen des jeweiligen Filmsets der aufwendigste Teil des Filmedrehens ist, dreht man alle Szenen im Büro auf einmal – auch wenn im Film mehrere Tage oder gar Wochen zwischen den einzelnen Szenen liegen sollen. Dies gilt prinzipiell für alle Drehorte. Ausnahmen gibt es immer dann, wenn die Logistik, das Wetter oder die Terminplanung der einzelnen Beteiligten, insbesondere der Schauspieler, es erfordert.
Der Regisseur ist der künstlerische Leiter am Filmset. Er entscheidet, was der Kameramann filmen soll und ob die gefilmte Szene OK ist oder wiederholt werden muss. Die einzelnen Bestandteile des Films müssen unter Umständen mehrfach gefilmt werden, weil es beim ersten Mal nicht so geklappt hat, wie der Regisseur sich das vorstellt. Die einzelnen Fassungen dieser kleinsten Bestandteile nennt man „Takes“. Die erste Wiederholung einer Einstellung einer Szene ist also der zweite Take dieser Einstellung. Ein „Out Take“ ist ein Take, der misslungen ist. Manchmal sieht man ein paar Out Takes, die besonders lustig und somit sehenswert sind, am Ende eines Spielfilms, während der Abspann läuft.
Wie geht es am Filmset zu?
Einen Einblick in die Arbeit am Filmset bekommt der Zuschauer, wenn er sich das „Making Of“ eines Filmes ansieht. So nennt man die Dokumentation der Entstehung eines Films, also ein Film über die Dreharbeiten, z.B. eines Spielfilms. Hin und wieder gibt es solche Dokumentationen im Fernsehen zu sehen. Der SFC-Hannover (www.filmclub-hannover.de) hat in der Rubrik „Filme“ ein paar kurze Spielfilme ins Netz gestellt, die aus den Reihen der Mitglieder in den vergangenen Jahren entstanden sind. Es sind zusätzlich auch ein paar Making Ofs zu sehen.
Jeder Drehtag beginnt mit dem Heranschaffen des Equipments. Dazu gehören die Filmkameras mit geladenen Akkus, ggf. Zweitakkus, Ladegeräte, Speicherkarten mit genügend Speicherplatz für alle zu drehenden Szenen, ein Stativ für jede Filmkamera, Bedienungsanleitungen für die Kameras, ggf. Gegenlichtblenden, ggf. starke Halogenscheinwerfer für Innenaufnahmen (Deckenfluter), ggf. ein großer Reflektor für Außenaufnahmen in der Sonne.
Der Ton kann mit dem Kamera-internen Mikrofon aufgenommen werden. Allerdings werden die Schauspieler umso weniger zu hören sein, je weiter sie von der Kamera entfernt sind. Zudem nimmt das Kamera-interne Mikrofon nicht primär die Schauspieler auf, sondern auch alle Umgebungsgeräusche. Eine Verbesserung schafft die Verwendung eines externen Mikrofons, wofür die Kamera allerdings einen Mikrofoneingang haben muss. Dafür sind Richtmikrofone erhältlich, die auf den Zubehör der Kamera montiert werden. Damit kann man schon ein ordentliches Ergebnis erzielen. Nur ausnahmsweise wird das nicht ausreichen, und zwar bei lauten Umgebungsgeräuschen (Beispiel: Sprachaufnahme in der Nähe einer vielbefahrenen Straße).
Ob ein Mono- oder ein Stereomikrofon verwendet wird, ist für den Film egal. Profis montieren übrigens ein Mono-Mikrofon mit leichter Richtcharakteristik (Nierencharakteristik) an eine zwei bis fünf Meter lange Tonangel und nehmen den Ton entweder über den Mikrofoneingang der Filmkamera auf oder separat mit einem kleinen Audiorecorder. Grundsätzlich gilt: Je dichter das Mikrofon an der Schallquelle ist, destor besser ist das Ergebnis. Allerdings darf das Mikrofon nicht zu dicht an der Quelle sein und auch nicht ins Bild hängen. Welcher Abstand funktioniert, hängt vom verwendeten Mikrofon ab und von der Aufnahmesituation. Oft ist ein Kompromiss nötig: Man kann nur so dicht ran, dass das Mikrofon nicht ins Bild gerät, also von der Kamera nicht aufgenommen wird.
Übrigens ist es sinnvoll, das gleiche Mikrofon für alle Aufnahmen zu verwenden, also entweder das Kamera-interne, oder das externe. Jedes Mikrofon klingt nämlich anders. Und auch jeder Raum klingt anders. Das heißt, wenn ein Schauspieler im Bad oder in der Küche spricht, hört sich das auch bei Verwendung des gleichen Mikrofons anders an als bei der gleichen Tonaufnahme im Wohnzimmer. Folglich gilt: Muss der Ton einer Einstellung nachträglich nochmal aufgenommen werden (= nachsynchronisiert werden), sollte dies im gleichen Raum geschehen wie in der gefilmten Einstellung.
Zu denken ist auch an die Stromversorgung vor Ort. So müssen bei einem Außendreh fernab von Steckdosen alle Akkus geladen sein und ggf. das Laden an den Zigarrettenanzündern der Autos ermöglicht werden. Für die Beleuchtung dunkler stromloser Scheunen oder Schuppen muss ggf. ein Generator mit langer Kabeltrommel (wegen des störenden Lärms des Generators) und mehreren Verlängerungen herhalten, oder – sofern die Szenen es erlauben – die Scheinwerfer eines Autos.
Ebenfalls wichtig ist es, eine Pause mit einem kleinen Imbiss für alle Beteiligten einzuplanen. Ein mehrstündiger Drehtag ist geistig anstrengend und mitunter ermüdend, umso wichtiger ist das Kräfte-Tanken zwischendurch.
Prinzipiell braucht man für alle Drehorte eine Drehgenehmgung. Diese ist frühzeitig beim Berechtigten einzuholen. Fast immer ist es aber auch so, dass sich niemend am Dreh stört. Die gilt zumindest im öffentlichen Raum. Auf bewohnten Privatgrundstücken ist das Gegenteil der Fall. Und auf allen anderen Grundstücken, nun – es kommt darauf an, ob man bemerkt wird und ob sich jemand für das Vorhaben der Filmcrew interessiert. Mit einer Drehgenehmigung, also dem Nachfragen beim Eigentümer oder Verwalter, ist man auf der sicheren Seite.
Nachdem alles am Set ist, erfolgt eine Besprechung für den bevorstehenden Drehtag. Das Team klärt, wer was macht. Die Schauspieler haben ihren Text bereits gelernt und besprechen mit dem Regisseur letzte Fragen zum Spiel ihrer Rolle. Nach der Besprechung wird der Set aufgebaut für die erste Einstellung der ersten, am heutigen Drehtag zu drehenden Szene. In welcher Reihenfolge die geplanten Szenen und darin die Einstellungen aufgenommen werden, ist egal. Für die Schauspieler ist chronologisches Vorgehen günstiger, also das Filmen der Einstellungen in der Reihenfolge, die auch im Film auftritt. Ein abweichende Reihenfolge bietet sich allerdings an, wenn Störfaktoren umgangen werden müssen, z.B. wetterbedingt oder Umgebungslärm-bedingt, oder wenn der Aufbau des Sets umfangreich ist (siehe oben: Das Büro des Kommissars).
Zum Aufbau des Sets gehören das Aufstellen der Kamera an einer geeigneten Position, die Ausgangsposition und Endposition der Schauspieler, eine oder mehrere Probedurchläufe und auch Ton- und Bildproben: Stimmt der Bildausschnitt? Ist der Ton richtig ausgesteuert, damit die Sprache der Schauspieler in guter Qualität aufgenommen werden kann? Wenn alles stimmt, geht's los. Der Regisseur ruft: “Alle auf die Position!“, und die Schauspieler nehmen ihre Ausgangsposition für die zu filmende Einstellung ein. Der Regisseur fragt: „Kamera?“ und der Kameramann antwortet: „Kamera läuft!“ Der Regisseur fragt: „Ton?“ Der Tonmann antwortet: „Ton läuft!“ Der Regisseur ruft: „Und Action!“ Die Schauspieler fangen nun an, zu spielen, und ihre Aktion wird in Bild und Ton als erster Take der Einstellung aufgezeichnet. Diese Aufzeichnung kann wenige Sekunden dauern oder minutenlang sein. Letzteres ist aber bei Spielfilmen extrem selten zu finden, es bietet sich eher an bei Dokumentationen eines bestimmten Geschenens, z.B. der Mauerfall in Berlin oder das Schlüpfen eines Kükens. Unter Umständen muss der Dreh wiederholt werden, also ein zweiter Take aufgenommen werden.
Ist der Dreh dieser Einstellung erfolgreich abgeschlossen worden, wird die Kamera umgesetzt und die nächste Einstellung gedreht, dann die übernächste und so weiter, bis alle vorgesehenen Szenen im Kasten sind.